Venen: Aufgaben und Erkrankungen

Venen: Aufgaben und Erkrankungen
Venen: Aufgaben und Erkrankungen
 
Die größten Venen des Körpers sind die obere und untere Hohlvene, die zum Herzen führen. Die meisten Venen verlaufen in etwa parallel zu den Arterien, das Venennetz ist jedoch etwas weiter verzweigt, denn es birgt etwa 60 % des gesamten im Körper zirkulierenden Bluts. Daher werden die Venen auch als Kapazitätsgefäße bezeichnet.
 
 Bluttransport und Venentypen
 
Verschiedene Mechanismen sind daran beteiligt, das Blut durch die Venen zum Herzen zu transportieren, denn der Druck, den das Herz auf das Blut ausübt, reicht dazu allein nicht aus. Durch das Erschlaffen der Herzkammern (Diastole) und die Atmung entsteht erstens ein Unterdruck im Brustraum, der eine Sogwirkung auf das Blut in den Venen ausübt, zweitens ist die Muskelpumpe aktiv, wenn wir in Bewegung sind. Die Muskeln drücken die Venen zusammen, sodass das Blut zum Herzen fließen kann. Als Drittes helfen die Arterien den Venen bei ihrer Arbeit. Da Arterien und Venen meist parallel verlaufen, übertragen sich Schwingungen der Arterien auf die Venen, sodass diese zusammengedrückt werden und so das Blut zum Herzen transportieren. Nicht zuletzt befinden sich in den Venen Taschenklappen, die dafür sorgen, dass das Blut nur in eine Richtung fließen kann. Unterschieden werden drei Typen von Venen. Es gibt tiefe Venen, die in der Muskulatur verlaufen, oberflächliche Venen, die in der Unterhaut zu finden sind, und die Verbindungs- oder Perforansvenen, die die beiden anderen Venentypen verbinden.
 
 
Krampfadern (Varizen) sind Aussackungen der Venenwand. Betroffen sind die oberflächlichen Venen (meist) in den Beinen. Krampfadern entstehen, wenn das die Venen umschließende Bindegewebe nicht mehr stark genug ist, um die Venen zu stützen. Es kommt zur Überdehnung der betroffenen Vene. Als Folge können die Venenklappen in den überdehnten Bereichen nicht mehr richtig schließen, sodass immer eine gewisse Menge Blut dort verbleibt bzw. sogar zurückfließen kann. Infolge der Blutstauung werden immer weitere Bereiche der Venenwand gedehnt und immer mehr Venenklappen geschädigt. Von Krampfadern betroffen sind vor allem die große Rosenvene (Vena saphena magna) an der Innenseite des Beins sowie die kleine Rosenvene an der Außenseite des Unterschenkels. Sie werden als Stammvenen bezeichnet, die entsprechenden Krampfadern als Stammvarizen. Zu den Faktoren, die die Bildung von Varizen begünstigen, zählen u. a. Übergewicht und häufiges Stehen. Auch infolge von Krankheiten kann es zur Varizenbildung kommen.
 
Oft machen Krampfadern zunächst keine Beschwerden, nach einiger Zeit können sie aber geschwollene Beine und Muskelkrämpfe hervorrufen. Spätestens bei Schmerzen muss der Arzt aufgesucht werden. Es kann eine Venenentzündung (Thrombophlebitis) entstanden sein, bei der sich an der entzündeten Venenwand Blutpfropfen bilden, die im Einzelfall eine Vene verschließen können. Zwar wird der Thrombus in der Regel nach einiger Zeit wieder durchgängig, aber die Venenklappen im betroffenen Venenbereich sind meist geschädigt, sodass eine chronisch venöse Insuffizienz mit Geschwüren die Folge sein kann. Behandelt werden Krampfadern zunächst durch Kompressionsstrümpfe, die auf die Venen Druck ausüben, sodass das Blut wieder fließt. In schwereren Fällen ist eine Verödung oder Operation erforderlich. Bei der Verödung wird ein Mittel in die Varize injiziert, das eine Entzündung der Gefäßinnenwände hervorruft und dadurch die Vene verschließt, sodass sie kein Blut mehr transportiert. Krampfadern können auch operativ entfernt werden (Stripping). Dabei wird die Vene mit einer Sonde hinausgezogen.
 
 Venenentzündung, Venenthrombose
 
Eine Entzündung der oberflächlichen Venen kann z. B. als Folge von Krampfadern auftreten, aber auch infolge einer bakteriellen Infektion. Während die bakterielle Thrombophlebitis mit Antibiotika behandelt werden muss, reicht bei der nichtbakteriellen Form oft das Tragen von Kompressionsstrümpfen aus. Unbehandelt kann die Entzündung zur Venenthrombose (Phlebothrombose) führen. Begünstigende Faktoren der Thrombose sind u. a. Bettruhe, Schädigungen der Veneninnenwände sowie Veränderungen im Blut (z. B. stärkere Gerinnungsneigung durch Medikamente). Zu den Symptomen zählen schmerzende Fußsohlen und Waden. Schwerste Komplikation ist die lebensgefährliche Lungenembolie, bei der das Blutgerinnsel Lungengefäße verschließt und damit einen Teil der Lunge schädigt. Die Folge ist meist eine Widerstandserhöhung im Herz-Lungen-Kreislauf - das rechte Herz muss stärker pumpen und versagt oft nach kurzer Zeit seinen Dienst. Bei der Behandlung der Thrombose werden Stoffe eingesetzt, die den Thrombus auflösen (Lysetherapie), manchmal ist eine operative Entfernung des Blutgerinnsels notwendig.

Universal-Lexikon. 2012.

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